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M&G BLOGVORSTELLUNG

Grünes Blut – Das Feuilleton der Gartenmagazine

Auf ihrem Blog Grünes Blut erkundet Anke Schmitz den Garten als diskursiven Raum und Ort der interkulturellen Verständigung. Neben Expertenwissen und spannenden Lesetipps finden Leser*innen hier ausführliche Interviews mit interessanten Garten-Persönlichkeiten, die Einblicke in ihre Gedankenwelt geben.
22.04.2020 – Leslie Post

Hinter einem schönen Garten steckt nicht nur viel Arbeit und Leidenschaft, sondern meist auch eine interessante Persönlichkeit. Das dachte sich auch die gelernte Gärtnerin und Kunsthistorikerin Anke Schmitz, als sie 2018 ihren Blog Grünes Blut ins Leben rief. In ihren Garteninterviews spricht sie mit Schriftsteller*innen, Wissenschaftler*innen und Menschen aus der freien Wirtschaft über theoretische und praktische Aspekte des Gärtnerns. Wir haben den Spieß einmal umgedreht und der Bloggerin einige Fragen gestellt.

Die Rockstars der Gartenszene


Liebe Frau Schmitz, danke, dass Sie sich Zeit genommen haben für unsere Fragen. Gartenarbeit hat in letzten Jahren eine echte Renaissance erlebt. Im Netz finden sich dazu diverse Blogs und Magazine, die ein umfangreiches Wissen und jede Menge Tipps auf ihren Plattformen vermitteln. Sie haben einen originellen, beinahe philosophischen Zugang zu dem Thema gefunden, indem Sie interessante Menschen in ihren eigenen oder öffentlichen Gärten interviewen. Wie kamen Sie zu dieser Idee?

Der Mensch hat mich schon immer interessiert, außerdem würde ich mich als uneingeschränkt kontaktfreudig bezeichnen. Fragen boten sich mir als neugieriger, aber auch arbeitsoptimierter Person häufig als schnellster Weg der Wissensaneignung an. Zudem fiel mir während der Lehrzeit auf, dass ein Großteil der Personen, die mit Gartenarbeit zu tun haben, wahre Unterhaltungs- und Rockstarqualitäten besitzen. Vielleicht ist sogar mein ehemaliger Chef, der als Saxophonist in einer Garagenrockband spielt, mein Prototyp. Jedenfalls dachte ich, dass man diese Coolness der Gartenmenschen doch nutzen könnte, um dem etwas angestaubten Image vom Gärtnern etwas entgegenzusetzen. Zudem fand ich es langweilig, dass es bei den meisten Formaten immer nur um diese und jene Pflanze geht, denn ein Garten ist ja so viel mehr als die einzelnen Pflanzenkulturen nebeneinander. Kurz: Die Gartenwelt brauchte aus meiner Sicht ein Rockstarformat und Fans, die Lust auf die Vielschichtigkeit des Themas Garten haben.

Wie laufen die Interviews eigentlich genau ab?

Mittlerweile führe ich die meisten Interviews schriftlich durch. So haben am Ende sowohl der Interviewpartner, als auch ich den Inhalt, den man transportieren wollte. Und das ist mir tatsächlich enorm wichtig: dass alle mit dem Endprodukt happy sind. Zwischendurch lege ich mir gerne den Fototermin, spätestens dann lernt man sich auch mal persönlich kennen und das Interview gewinnt danach an Lockerheit und wird persönlicher.

Für Ihren Blog haben Sie schon mit dutzenden von Menschen gesprochen, darunter etwa die Garten-Journalistin Anne Wareham aus Wales oder der Historiker Hans von Trotha. Wer war Ihr*e interessanteste*r Gesprächspartner*in?

Vielleicht kann ich ganz allgemein antworten: Das interessanteste Interview ist für mich eigentlich immer das, welches ich gerade vor mir habe. Das Projekt Grünes Blut ist für mich wie eine große Reise. Nach jedem Interview bin ich im Kopf ein kleines Stückchen weiter und befinde mich an einem neuen Ausgangspunkt, von dem aus ich mich frage: "Was reizt mich jetzt?" Dann frage ich an und freue mich wie eine Schneekönigin über eine neue Zusage.

Gibt es eine bekannte Persönlichkeit die Sie gerne einmal interviewen würden?


Tatsächlich bin ich vollkommen unerschrocken was Absagen betrifft, weshalb mir die Anschreiben an meine Wunsch-Interviewpartner ganz leicht von der Hand gehen. Glücklicherweise ist die Gartenszene ja ziemlich locker. Ginge es jetzt um Prince Charles, bei dem ich natürlich nicht nein sagen würde, müssten aber wohl schon einige glückliche Zufälle zusammenkommen. Eigentlich sehr reizvoll ... vielleicht sollte ich Ihn mal anschreiben.


Zwischen Theorie und Praxis


Sie sind gelernte Gärtnerin und haben Kunstgeschichte studiert. Wie passen die beiden Bereiche zusammen?


Das passt super zusammen! Kunstgeschichte befasst sich ja sowohl mit der bildenden Kunst, als auch mit der Architektur, welcher rein formal auch die Gartenkunst zugeordnet wird. So wurden im Studium auch Lehrveranstaltungen zur Gartenkunst, z. B. zum Landschafts- und Barockgarten angeboten. Mein Praktikum in der Kunstgeschichte absolvierte ich dann in einem Arts-and-Craft-Garden beim National Trust in England. Mein Zubrot verdiente ich mir dabei als studentische Hilfskraft in der Archäobotanik. In der klassischen Archäologie hielt ich Referate zur römischen Gartenkultur. Obwohl mich das Praktikum ziemlich angefixt hatte, begleitete mich stets das Gefühl, dass mir die gärtnerischen Basics und die Pflanzenkenntnisse fehlten. Nach Jahren der reinen Kopfarbeit, konnte man bei der praktischen Arbeit die eigenen Resultate auch mal wirklich sehen und erleben, das war tatsächlich für mich persönlich heilsam.

In Ihren Beiträgen scheint durch, dass ein Garten viel mehr für Sie ist, als nur ein mehr oder weniger schöner Ort zum Entspannen und Ausruhen. Was bedeutet das Thema Garten für Sie und was genau fasziniert Sie daran?

Ausgangspunkt ist für mich tatsächlich der Mensch, weniger ein ausgesprochenes Interesse an den einzelnen Pflanzen. Spannend finde ich ganz klar den historischen Aspekt, also dass sich im Garten immer das Verständnis der jeweiligen "Welt" spiegelt, welches die entsprechende Generation besaß. Heutzutage kann man das auf den individuellen Garten runterbrechen: Mag ich es im Garten eher geradlinig oder eher naturnah? Ist der Garten für mich ein Platz zum geselligen Zusammensein oder aber um mich zurückzuziehen? Diese psychologische Ebene finde ich ebenfalls sehr spannend, sodass ich tatsächlich gerade eine Weiterbildung zur Gartentherapeutin begonnen habe. Ebenso spannend finde ich das Wechselverhältnis zwischen Mensch und Natur, also etwa die Frage, wohin der Trend bei öffentlichen Projekten geht und was das wiederum über unsere Generation aussagt. Schon in der Schulzeit waren Biologie und Kunst meine Lieblingsfächer. So besitze ich sowohl eine Faszination für die physiologischen Aspekte von Flora und Fauna, als auch ein ästhetisches Interesse daran, das Ganze in meinem eigenen Garten bewundern zu können.

Wie steht es mit Ihrem eigenen Garten, was finden Besucher*innen vor?


Etwas, das ich liebevoll als Autobahngarten oder auch als Paläogardening bezeichne. Ich mag es, Pflanzen aus meiner Umgebung, also links und rechts des Seitenstreifens, in meinen Garten zu holen und so das Profane als etwas Besonderes zu arrangieren. Das klappt vielleicht nicht immer, ist dann aber meist langlebiger und auch ökologisch nachhaltiger. Neben meinem Faible für Totholz versuche ich auch viele Insekten- und Vogelnährgehölze unterzubringen. In diesem Jahr habe ich begonnen, mit meinen Kindern in einem abgetrennten Teil des Gartens Gemüse anzubauen. Wenn es um die Pflege geht, lasse ich viel Laub und abgestorbene Pflanzenreste liegen und grabe möglichst wenig um, damit der Boden das Regenwasser möglichst gut aufnehmen kann und diverse Tierchen einen Unterschlupf finden. Das mag der ein oder andere Nachbar chaotisch finden, bei der Aktion „Offener Garten“ schien der Anblick meines Gartens allerdings auch vielen den Druck von den Schultern zu nehmen. Beim Thema Garten scheint auch die Außenwahrnehmung eine wichtige Rolle zu spielen. Für mich persönlich muss ein Garten möglichst viel summen, brummen, quaken und singen.

Was kann man auf einem Blog besser darstellen oder kommunizieren, als in einem Buch oder einer Fernsehsendung?

Vielleicht kann man sagen, dass an der schriftlichen Form allgemein sehr angenehm ist, dass man im eigenen Tempo immer wieder nachschlagen oder erneut lesen kann. Zudem lassen sich viele der Themen so besser vertiefen. Eine Fernsehsendung präsentiert den Inhalt dafür manchmal angenehm knackig. Möglicherweise kann da so ein Blog eine gelungene Mischung sein. Ich persönlich hatte mir von meinem Blog einen Austausch gewünscht, welcher in dieser Form aber nicht stattfindet. Vielleicht ist mein Thema dafür auch nicht ausreichend emotional aufgeladen, sodass ich als Reaktionen tatsächlich überwiegend freundlich gestimmte Kommentare erhalte.
Vielen herzlichen Dank für das Interview.

Foto 1: Logo von Matthias Holz, fotografiert von Anke Schmitz
Foto 2: Anke Schmitz, fotografiert von Anne Welsing
Foto 3: Anke Schmitz interviewt den Präsidenten der internationalen Gesellschaft für Gartentherapie Andreas Nippel, fotografiert von Anne Welsing

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